Während meiner Schulzeit in den siebziger Jahren trugen wir alle eine „Läwis", so hießen damals die berühmten Levi's Jeans im Sprachgebrauch der Jugendlichen. Wer keine Levi's hatte, gehörte nicht dazu. Unsere Eltern und Lehrer fanden die Nietenhosen furchtbar. „Die hässlichen Hosen sind doch nichts für ein Mädchen", schimpfte meine Mutter. Viel Auswahl an Jeans hatten wir damals nicht. In unserer Kreisstadt gab es einen kleinen, schlauchförmigen Jeansshop, der die brettharten, ungewaschenen Jeans von Levi's, Mustang, Lee oder Wrangler führte. Nach der Schule pilgerten wir dorthin. Bei der Anprobe muss-ten wir uns auf den Boden legen. „Bauch einziehen und den Reißverschluss langsam hochziehen", befahl uns der schnauzbärtige Verkäufer mit der Vokuhila-Frisur bei der Anprobe. Bretthart saß die Jeans, und die ersten Wochen bewegten wir uns wie die Roboter. Damit die Hosen ihren hellen, verwaschenen Look bekamen, legten wir uns in die Badewanne oder robbten uns durch den Sand der Nordsee. Was hätte ich damals darum gegeben, wenn ich so ein paar schöne, weiche, hell verwaschene Stretch-Jeans gehabt hätte. Früher haben wir darin demonstriert und rebelliert, heute sind sie Leidenschaft: Das Phänomen Jeans begeistert die Menschen seit Generationen. Viele sind damit aufgewachsen und lieben die blauen Hosen heute noch. Das Kultprodukt hat seine Faszination nie verloren. Wer einmal eine Jeans am Körper hatte, möchte sie nie wieder ausziehen.
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