Als wir vor ziemlich genau sechs Monaten an dieser Stelle mit dem Preview in die Herbstsaison 2021 gestartet sind, ist das Szenario, wie es sich durch das gesamte erste Halbjahr gezogen hat, unvorstellbar. Es ist der 10. De-zember. Im Lockdown light befinden wir uns längst. Der zweite harte Lockdown steht unmittelbar bevor. Dass er mittels Bundes-Not-bremse bis Ende Mai dauern sollte, hat sich abseits weniger Virologen wohl niemand in seinen schlimmsten Alpträumen ausgemalt. Worst Case Scenario. Eine Herbstsaison, die nur bis Mitte November stattfinden kann. Eine Frühjahrssaison, die abgesehen von Online- und Insta-Shopping, Click & Collect und persönlicher Sale-Aktionen engagierter Händler eigentlich gar nicht stattfindet. Die Herausforderungen und Probleme auf Industrie-wie Handelsseite sind damit vielfältiger und differenzierter denn je. Umso erstaunlicher sind Resi-lienz und Zuversicht mit Blick auf die kommende Orderrunde, wenn man in diesen Tagen mit den DOB-Machern von Premium- bis Mainstream-Genre spricht - erneut vor allem leider nur digital. Die gute Resonanz der Kundinnen und die zurückkehrenden Umsätze in den ersten Tagen nach Wiedereröffnung machen vielen Hoffnung, sogar Mut. „Fünf Monate Lockdown sind schlimmer als drei. Insofern ist die Lage schon noch einmal schwieriger als vor einem Jahr. Alle hatten gehofft, dass es schneller wieder nach vorne geht. Trotzdem sind wir gemeinsam mit unseren Partnern souveräner durch die Krise gegangen. Denn die Panik war nicht mehr so groß. Und zum Glück beobachten wir jetzt schon die ersten Nachholeffekte", fasst Windsor Brand Director Jan Mangold die Situation zusammen. Eric Stolte vom Outdoor-Spezialisten Gil Bret sieht das ähnlich: „Die Kunden sind jetzt sehr kaufwillig, es gibt schließlich eine aufgestaute Kaufkraft mit vollen Girokonten. Dabei sehen wir ein klares Nord/Süd-Gefälle. Im Norden sind die Läden bereits länger geöffnet, die Verkaufszahlen deutlich besser." Von Nachholkäufen ist auch Daniel Gottesdiener von Oui überzeugt - allerdings mit Einschränkung: „Es wird einen Nachholeffekt geben, da sind wir ganz sicher. Die Stimmung bessert sich täglich. Aber man wird natürlich nie aufholen können, was man in den ersten Monaten dieser Saison verloren hat." Bei allem zupackenden Optimismus bleibt also eine große Portion Unsicherheit. Die Unwägbarkeiten, vor deren Hintergrund die neue Orderrunde stattfinden muss, bleiben immens. Die Fragen vielschichtig. Das größte Problemfeld sind sicher Waren- und Lagerüberhänge. Ein Thema, das den Mainstream und dort vor allem die stark von NOS- und Monats-progammen getriebenen Anbieter teils bis zum Ersticken beschäftigt. Ohnehin kommen die kleineren, agileren Konzepte - auf Industrie- wie Handelsseite - deutlich besser durch die Krise als starre Großformate.
展开▼