Kaum in einer Branche sind die gegenseitigen wirtschaftlichen Abhangigkeiten so ausgepragt wie bei touristischen Akteuren in alpinen Destinationen. Diese starken Interdependenzen verpflichten alle Akteure zu einem verantwortungsvollen und umsichtigen Handeln. Gegenseitige Abhangigkeiten fuhren zu einem steten "Geben" und "Nehmen" der Akteure. Einige Beispiele aus Sicht der Bergbahnen: Die Bevolkerung ist gleichzeitig Kunde, Mitarbeiter, Entscheider bei Abstimmungen (z. B. Zonenplananderungen) und Aktionar eines Bergbahnunternehmens. Die Hotellerie und Gastronomie profitieren von qualitativ hochstehenden Bergerlebnissen. Umgekehrt sind diese Unternehmen mit ihrem Angebot selbst Teil des Urlaubserlebnisses und ein Grund fur einen Destinationsbesuch. Eine besondere Rolle kommt den Gemeinden zu. Sie tragen in vielen Destinationen als Aktionare zum Eigenkapital bei und unterstutzen die Bergbahnen mit gunstigen Darlehen, Burgschaften oder a-fonds-perdu-Forderungen (verlorene Zuschusse). Dafur sind die Gemeinden Empfanger von Steuergeldern einer gut laufenden Regionalwirtschaft. Die offentliche Hand kontrolliert die Einhaltung von Gesetzen und verordneten Richtlinien, erteilt Bewilligungen und sorgt fur Rechtssicherheit. Die Liste aller Akteure und deren Interdependenzen ist lange - das Beschriebene umfasst hochstens die Spitze des Eisberges. Investitionen der Bergbahngesellschaften und die Weiterentwicklung des Bergerlebnisses haben positive Auswirkungen (regionalwirtschaftlicher Gewinn) fur mehrere Akteure, ohne dass sich diese an der Investition beteiligen mussten. Aufgrund des resultierenden regionalwirtschaftlichen Mehrwertes hat die Offentlichkeit ein Interesse daran, sich finanziell an Infrastrukturprojekten von Bergbahnen zu beteiligen. Eine Destination kann sich nur weiterentwickeln, wenn alle Leistungstrager und Stakeholder zusammenarbeiten. Bisher waren dabei hinsichtlich der strategischen Stossrichtungen einer Destination vorwiegend okonomische Kriterien entscheidend, obwohl die sozialen und okologischen Abhangigkeiten im Tourismus deutlich und sichtbar sind. Fur eine nachhaltige Starkung der regionalen Wertschopfung und zum Schutz ihrer okologischen Ressourcen mussen touristische Unternehmungen integrierte Entscheidungen treffen, die sich auf alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit abstutzen: Es muss okonomisch sinnvoll sein, okologische Vorteile bringen und die sozialen Interessen der Bevolkerung und Stakeholder berucksichtigen. Investitionsentscheidungen und die Unterstutzung durch die offentliche Hand werden zukunftig in gleichem Masse von den Auswirkungen der okonomischen, sozialen und okologischen Interdependenzen beeinflusst und abhangig gemacht. Politisch unterstutzt werden diejenigen Vorhaben, welche in allen Dimensionen Pluspunkte sammeln konnen. So zum Beispiel: Wer mit seiner Investition den CO_2-Austoss senken kann, die Regionalwirtschaft als Projektpartner berucksichtigt, faire sowie spannende Arbeitsplatze am Standort langfristig zu sichern vermag und die betriebswirtschaftliche Stabilitat des Unternehmens fordert. Die Abhangigkeiten zwischen den Akteuren sind nicht immer gleich stark. Ein grosses Bergbahnunternehmen mit einem hohen Anteil an vertikaler Integration (z. B. Sportgeschafte, Hotellerie, Gastronomie, Skischulen etc.) hat in einer Destination eine raumbeherrschende Stellung und geniesst einen hoherer Freiheitsgrad bei der Gestaltung des Erlebnisses. Finanziell und personell gibt es mehr Moglichkeiten, auch eine Querfinanzierung von Geschaftssparten ist moglich. Trotz dieser lokalen Marktmacht konnen auch grosse Unternehmen den Raum nicht einfach okonomisch beherrschen, sondern mussen vermehrt okologisch und sozial Verantwortung ubernehmen und entsprechende Nachweise erbringen.
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