Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres bleiben im Bundesgebiet 172.000 Lehrstellen unbesetzt. Diese Zahlen veröffentlichte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Das Überangebot an Lehrstellen teilen sich in der Spitze die Einzelhandelskauffrauen und -kaufmänner mit 11.000 noch zu besetzenden Stellen, Köche mit 6.200 und Hotelfachleute mit 4.400 offenen Ausbildungsplätzen. Ein Überangebot an Stellen gab es weiterhin bei Frisören, Lagerlogistikern, KFZ-Mechatronikern und medizinischen Fachangestellten. Die Ursache für die nicht besetzten Ausbildungsstellen sehen die Experten nicht in der geringeren Zahl an Jugendlichen als vielmehr im Trend, dass immer mehr Schulabsolventen weiterführende Schulen besuchen und so einer dualen Ausbildung nicht zur Verfügung stehen. Zwar erweist sich das Dualsystem als durchaus attraktiv, doch wird es immer mehr erst zu einem späteren Zeitpunkt und meist verkürzt in Anspruch genommen. Bei den zu besetzenden Stellen gibt es starke regionale Unterschiede. So leiden vor allem die Ballungsgebiete unter dem Bewerbermangel. Hier fehlt der Nachwuchs bei den Handwerksbetrieben, am Bau und ebenso in der Lebensmittelbranche. Auch bei den Auszubildenden im Molkereibereich gibt es starke regionale Unterschiede. So konnten die süddeutschen Molkereien ihre ausgeschriebenen Plätze gut besetzen, während es im Norden und im Osten oft an geeigneten Bewerbern fehlt. Zunehmend finden offensichtlich Mädchen und junge Frauen den Beruf des Milchtechnologen attraktiv. Die Hoffnung, dass sich durch die im letzten Jahr erfolgte Zuwanderung von vor allem jungen Leuten das Lehrstellenangebot ausgeglichen werden kann, muss man wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Als wichtigstes Hindernis für eine Integration von Jugendlichen in den Lehrstellenmarkt erweisen sich die mangelnden Sprachkenntnisse. Ohne ein Mindestmaß an Deutsch in Wort und Schrift muss jede Lehre scheitern. Darüber hinaus liegt der Bildungsstand der Flüchtlinge deutlich unter dem vergleichbaren Niveau deutscher Schulabgänger. Sie sind dazu meist noch älter und haben Lernprobleme, weil sie nicht an ein sytematisches Einarbeiten von Lerninhalten herangeführt wurden. Und als dessen Folge muss befürchtet werden, dass das allgemeine Bildungsniveau an unseren Schulen durch den großen Zuzug weiter abgesenkt wird. Nach Schätzungen des Bundesamtes für Migration weisen rund 10 % der Neuankömmlinge einen Ausbildungsstand auf, der mit dem Abitur oder einem höheren Abschluss vergleichbar ist. Diese Zuwan-derer erwarten eine ihrem selbst eingeschätzten Niveau entsprechende Tätigkeit. Dies dürfte aber nur in einigen Ausnahmefällen gegeben sein.
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