Brioni, das ist Agent James Bond im Smoking, in der Hand ein Glas Martini. Metallica, das ist Sänger und Gitarrist James Hetfield in Jeans und Unterhemd, in der Hand eine Dose Coors. Dass die Heavy-Metal-Band neuerdings für den italienischen Herrenschneider wirbt, hält so mancher in der Modewelt für einen schlechten Marketing-Gag. Brioni und Metallica? Das passe wie Anna Wintour zum Wacken Open Air. Also gar nicht. Während die Modewelt irritiert ist, ist die Heavy-Metal-Szene hingegen wenig überrascht. „Das ist überhaupt nicht abseitig. Das ergibt total Sinn", sagt Joel Mclver, Autor der Metallica-Biografie „Justice for all". Sebastian Kessler, Redakteur beim Musikmagazin „Metal Hammer", sieht das genauso: „Ungewöhnlich, aber das kennt man ja von Metallica mittlerweile." Brioni und Metallica verbindet mehr, als man denken könnte. Der Herrenschneider wird 1945 in Rom gegründet. Und die Geschichte der Heavy-Metal-Band beginnt ebenfalls in Rom. Im Mai 1973 nimmt Torben Ulrich seinen Sohn Lars, den späteren Metallica-Drummer, mit auf ein Konzert des Saxofonisten Dexter Gordon. Und Lars hüpft auf das Podium und singt los. Brioni steht für exzellente Handarbeit. Und Metallica auch. „Metallica sind ausgezeichnete Riff-Handwerker. An den Riffs und Soli von Hetfield und Kirk Hammett arbeiten sich Nachwuchs-Gitarristen seit jeher ab", sagt Redakteur Kessler. Brioni möchte jüngere Kunden gewinnen. Und Metallica macht vor, wie das geht. In den 90er-Jahren wagt sich die Band mit dem „Black Album" aus der Thrash-Metal-Nische und verzückt ein breites Publikum. „Hetfield und Ulrich sind gute Geschäftsmänner, die seit 20 Jahren eine Firma mit achtstelligen Umsätzen verwalten", sagt Biograf Mclver. „Brioni und Metallica mögen auf den ersten Blick unterschiedlich sein. Aber in Wahrheit handelt es sich um etablierte, wohlhabende Unternehmer für eine wohlhabende Klientel."
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