Die rauen Umweltbedingungen in subalpinen Waldern erschweren die Fichtenverjüngung. Ansamung und Etablierung der jungen Baume beschranken sich auf wenige geeignete Kleinstandorte wie zum Beispiel Totholz. 2002 wurde die Fichtenverjüngung auf Totholzim Urwald Scatle im Kanton Graubünden erstmals untersucht. 2012 wurden diese Untersuchungen wiederholt und die verschiedenen Standortfaktoren in Bezug zur Fichtenverjüngung gesetzt. Das mit den Daten von 2002 parametrisierte statistische Modell eignete sich zur Beschreibung des Verjüngungsvorkommens von 2002 und 2012, was darauf hinweist, dass die Fichtenverjüngung auf Totholz einen nicht zufalligen, komplexen Prozess unter Zusammenwirken mehrerer okologischer Faktoren darstellt. Die Verjüngungsdichte nahm in diesen zehn Jahren um das 5.5-Fache zu. Diese starke Zunahme kann mit grosser Wahrscheinlichkeit einer Veranderung der standortlichen Faktoren in Richtung verjüngungsfreundlicherer Kleinstandorte zugeschrieben werden: 1) zunehmende Zersetzung von Totholz, 2) Sonnenscheindauer im Juni von 50 bis 120 Minuten pro Tag, 3) Absenken des Standorts in Richtung Boden, solange die Konkurrenz mit der Bodenvegetation gering ist, und 4) Zunahme derfeuchtigkeitsspeichernden Moosdecke. Ebenfalls forderlich waren wahrscheinlich die Samenjahre 2009 und 2011. Erste Verjüngung konnte bereits sechs Jahre nach Absterben der Stamme nachgewiesen werden. Am besten geeignet waren jedoch Stamme, die vor mehr als 23 Jahren abgestorben waren. Die Verjüngung ist also selbst unter günstigen Bedingungen ein langwieriger Prozess. Für eine nachhaltige Verjüngung braucht es ein kontinuierliches Angebot unterschiedlich alten Totholzes. Neben der wichtigen Rolle von Totholz bei der Fichtenverjüngung zeigte die Studie, wie wichtig Totholz für eine hohe Biodiversitat ist. Auf den untersuchten Stammen wurden 15 Holz abbauende Pilzarten nachgewiesen, zwei davon sind Arten der Roten Liste.
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