Die mitteleuropaische Population des Zitronengirlitzes Serinus citrinella überwintert in Südfrankreich ostlich und westlich der Rhone zusammen mit den lokalen Populationen in den Gebirgsregionen oberhalb von 1000 m ü.M., sofern Samen verschiedenerFohrenarten (Pinus sp.) reichlich vorhanden sind. Es ist der hohe Energiegehalt dieser Samen im Vergleich zu jenen von Krautern, die den Vogeln das Uberwintern im rauen Bergklima ermoglicht. Ostlich der Rhone ziehen die Vogel bei Mangel an Pinus-Samen und moglicherweise infolge der hoheren Dichte der Uberwinterer in diesem Teil des Winterquartiers in die Niederungen der Provence, manchmal weit weg von Gebirgen, wo sie Lebensraume mit Segetal- und Ruderalvegetation und ganz besonders verunkrautete Lavendel-Felder bevorzugen. Dagegen erscheinen die Zitronengirlitze der Cevennen und des südlichen Massif Central ausserhalb der Mittelgebirgslagen nur bei starken Schneefallen und/oder Kaltewellen. Meist genügt bereits ein kurzer Wechsel zu den Kastantenselven, die mit Salbeiblattrigem Gamander Teucrium scorodonia eine praktisch immer verfügbare Nahrungsgrundlage liefern. Anders als auf den Kalkboden ostlich der Rhone ist diese Pflanze auf den vorherrschenden sauren Boden westlich der Rhone weit verbreitet; die Fruchtstande überragen die Schneedecke praktisch immer und behalten die Samen bis weit in den Frühling zurück. Dies legt nahe, dass T. scorodonia ausreichend Nahrung bietet, wenn Pmws-Samen nicht verfügbar sind, und sodem Zitronengirlitz ermoglicht, den grossten Teil des Winters in den Bergen zu verbringen. Das Auftreten des Zitronengirlitzes (allerdings nur ostlich der Rhone) in küstennahen Gebieten wird erlautert und die besondere Bedeutung, die der Gattung Pinus für die nachglaziale Ausbreitung und das Areal in Südwesteuropa beizumessen ist, wird dargelegt.
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